Ev.-Luth. Kirchgemeinde Glauchau
Pfarramt St. Georgen Glauchau

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Glauchau

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Lutherkirche und Lutherhaus

Lutherkirche Glauchau

Der riesige industrielle Aufschwung im zu Ende gehenden 19. Jahrhundert bewirkte den Zuzug sehr vieler Menschen in die bis dahin noch verhältnismäßig kleinen Städte. Das erlebte man auch in Glauchau. Insbesondere in der Unterstadt wurden Fabriken gebaut. Arbeiter und Handwerker siedelten sich an. Während die Fabrikbesitzer für sich und ihre Familien imposante Villen errichten ließen, lebten Arbeiterschaft und kleine Handwerker insbesondere in der Unterstadt Glauchaus in sehr bescheidenen Verhältnissen.


Die zunehmend große Anzahl der Menschen Glauchaus wirkte sich auch auf das religiöse Leben der evangelisch-lutherischen Christen in der Stadt aus. Die St.Georgenkirche in der Oberstadt konnte die Menschenmengen zu Gottesdiensten und zu anderen kirchlichen Veranstaltungen, insbesondere der Unterweisung der Kinder nicht mehr fassen. So suchte man für die Gemeindeglieder der Unterstadt zunächst nach räumlicher Entlastung durch Nutzung der Aula der Wehrdigtschule. Dort feierte man dann auch Predigtgottesdienst. Allerdings wurde klar, dass eine andere Lösung gefunden werden musste.


Am 24. März 1899 wurde denn auch eine Glauchauer Unterstadtgemeinde gegründet. Diese zählte schon zu dieser Zeit mehr als 10.000 Mitglieder. Der neue Kirchenvorstand und der neue Pfarrer Paul Fiebig sollten insbesondere den Bau einer neuen Kirche ins Auge fassen. Zwar war ein Grundkapital von 6.000 Reichsmark durch die Stiftung des Fabrikanten und Stadtrats Stauß vorhanden. Aber durch verschiedene Schwierigkeiten zog sich das Vorhaben noch etliche Jahre hin. Insbesondere der ursprünglich angedachte Baugrund für ein separat stehendes großes Kirchengebäude in unmittelbarer Nähe zur Mulde erwies sich letztlich als ungeeignet. Schließlich konnte die Gemeinde ein Grundstück an der Ecke Dorotheenstraße / Wilhelmstraße erwerben, auf dem dann 1908 der Grundstein für den neuen – nun in Einordnung der Häuserzeilen – entstehenden Kirchenbau gelegt wurde. Von Architekt Woldemar Kandler aus Klotzsche stammte der Entwurf.


Am Sonntag Lätare, am 21. März 1909 weihte die Gemeinde die 30 Meter lange, 15 Meter breite und 9 Meter hohe Hallenkirche ein. Sie erhielt den Namen „Lutherkirche“. Altar und Taufstein gestaltete man aus schwarzem Serpentinstein. Über dem Altar ist ein großes Bild angebracht, gemalt vom Historienmaler Prof. Ludwig Otto, auf dem unter dem Kreuz Jesu Martin Luther und Bürger Glauchaus zu sehen sind. Die Orgel der Lutherkirche erbaute die Firma Jehmlich aus Dresden. 1926 malte der in Dresden ansässige mehrfach ausgezeichnete Künstler Wilhelm Heckrott (1890 – 1964) im Altarraum vier Wandbilder mit Szenen aus dem Leben Jesu und ein Deckenbild, das die Dreieinigkeit Gottes darstellte. Es ist erstaunlich, dass die Bilder dieses zeitweise in expressionistischem Stil gestaltenden Malers die Jahre der Nazidiktatur überstanden haben, gehörte Heckrott doch zu den von den Nationalsozialisten verschmähten Künstlern. Erst nach dem Krieg zollte man seinem gesamten Schaffen wieder Anerkennung und ernannte ihn zum Professor an der Kunstschule in Bremen. Die vier Szenen aus Jesu Leben sind bis heute in der Lutherkirche zu sehen, das Deckenbild verschwand (aus unerfindlichen Gründen) im Zuge einer hellen Ausmalung der Kirche Ende der 1950iger Jahre.


Auch die großen ursprünglichen Seitenfenster wurden mit einer einfachen Bleiverglasung ersetzt. Die kleineren Fenster der Kirche, die Buntfenster der Eingangshalle und die Altarfenster (mit den Symbolen der Evangelisten) blieben aus der Entstehungszeit erhalten. Zwei der ersten drei Glocken für die Lutherkirche mussten im 2. Weltkrieg abgegeben werden, die dritte wurde zur Zahlung des neuen Bronze-Geläutes (d, f, g) 1948 an die Gießerei Schilling in Apolda abgegeben.


Es besteht mit Voranmeldung auch die Möglichkeit, die Lutherkirche zu besichtigen.


Ralph-E. Pohle (Pfr.i.R.)

Lutherhaus

Das Lutherhaus - schräg gegenüber der Lutherkirche - wurde nach nur 9monatiger Bauzeit am 31. Oktober 1916 als Gemeindehaus der Lutherkirchgemeinde fertiggestellt. Es bildet zusammen mit der Lutherkirche ein besonderes Jugendstilensemble in Glauchau.


Zwei der Seiten sind mit Buntglasfenstern versehen worden, eine Seitenempore wurde eingebaut und mit Bibelworten beschrieben, gegenüber prägen zwei große Bilder des Malers Max Theodor Moser (1880 – 1965) und insgesamt viel dunkles Holz den großen Saal im Inneren.


Eine für damalige Verhältnisse technische Raffinesse bildete eine Doppel-Rollwand, die den gesamten sehr hohen Saal vom Dachboden aus in zwei Hälften teilen ließ. Lange Jahre war diese Teilungsanlage defekt und verschlissen. Seit der aufwendigen Sanierung und Restaurierung des Lutherhauses im Jahr 2010 ist auch diese besondere technische Anlage wieder funktionstüchtig. Der Saal bietet Platz für etwa 250 Personen.


Das Lutherhaus kann für Veranstaltungen auch gemietet werden.


Ralph-E. Pohle (Pfr.i.R.)

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